23.09.2021

Der Mazda Parkway Rotary – Einzigartig anders

Mazda ist bekannt für seine Sportwagen mit Kreiskolbenmotor: Der Mazda RX-7 war ein weltweiter Verkaufsschlager und erfolgreicher Rennwagen. Weitere berühmte Fahrzeuge mit Kreiskolbenmotor waren natürlich der in Le Mans siegreiche Mazda 787B und der schnittige Mazda RX-8 mit seinen Freestyle-Türen. Unter all den Limousinen, Kombis und Coupés mit Kreiskolbenmotor von Mazda gibt es jedoch ein Fahrzeug, das heraussticht: ein Minibus.

Mazda und der Minibus

1960 begann Mazda mit der Produktion von Minibussen. Der sogenannte Mazda Light Bus war als Transportmittel für Kleinbetriebe, Hotels, Schulen und Restaurants gedacht und machte sich aufgrund seiner Qualitäten und seines Komforts rasch einen Namen. Die frühe Ausführung wurde aufgrund des Freestyle-Designs der hinteren Türen zudem auch als Krankenwagen eingesetzt. Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte sich der Light Bus weiter und feierte 1965 als 25-Sitzer für den allgemeinen Einsatz im öffentlichen Verkehr seine Premiere. Bereits ein Jahr zuvor verblüffte er bei der Tokyo Motor Show 1964 das Publikum mit seinem futuristischen Design, das es bis zur Serienreife schaffte.

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Minibussen brachte Mazda 1972 unter neuem Namen eine komplett überarbeitete Version auf den Markt – den Mazda Parkway 26 (die Zahl „26“ bezeichnet dabei die maximale Anzahl der Passagiere). Der Parkway besaß das gewisse Etwas – er wurde nach hohen Sicherheitsstandards gebaut und verwöhnte die Passagiere mit Radio, einer leistungsstarken Heizung für kalte Wintertage sowie einem gepolsterten Dachhimmel und weiteren hochwertigen Ausstattungsmerkmalen, die für ein besonders angenehmes Reiseerlebnis sorgten.

Das rotierende Herz

Bis zu jenem Zeitpunkt besaßen alle Busse von Mazda einen Diesel- oder Ottomotor. Doch wann – und vor allem warum – brachte Mazda einen Bus mit Kreiskolbenmotor auf den Markt? Bereits zur damaligen Zeit entwickelte sich die Umweltbelastung zu einem weltweiten Problem. Daher entschied Mazda 1974 das Parkway-Programm um eine Ausführung mit einem umweltfreundlicherem Kreiskolbenmotor zu erweitern. Daraus entstand der einzigartige Mazda Parkway Rotary 26. Der vom Sportwagen Mazda RX-3 bekannte, emissionsarme Kreiskolbenmotor 13B übertraf die japanischen Abgasvorschriften um ein Vielfaches und verknüpfte dabei eine herausragende Leistung mit der hohen Laufruhe des Kreiskolbenmotors.

Ein Problem blieb jedoch bestehen: Obwohl der Minibus mit Kreiskolbenmotor im Hinblick auf die Emissionen seiner Zeit voraus war, ließ seine Kraftstoffeffizienz zu wünschen übrig. Außerdem wurde bei der Ausstattung mit einer optionalen Klimaanlage ein weiterer 1.000 cm³ Hubkolbenmotor benötigt. In Kombination mit den beiden 70-Liter-Kraftstofftanks, die aufgrund des hohen Kraftstoffverbrauchs des Kreiskolbenmotors erforderlich waren, erhöhte sich das Fahrzeuggewicht um rund 400 Kilogramm und ließ den Kraftstoffverbrauch weiter ansteigen.

Die hohen Betriebskosten führten dazu, dass nur eine sehr geringe Stückzahl produziert wurde, da Kleinunternehmen sich den Parkway mit Kreiskolbenmotor schlicht und einfach nicht leisten konnten, weshalb bis 1976 lediglich 44 Exemplare produziert wurden. Damit gehört er zu den seltensten Fahrzeugen mit Kreiskolbenmotor und bleibt eine kuriose Ausnahmeerscheinung in der Fahrzeuggeschichte von Mazda. Im Jahr 1982 erreichte eine neue Generation des Mazda Parkway die Händler, diesmal ohne die wenig erfolgreiche Ausführung mit Kreiskolbenmotor. 1995 wurde die Produktion des Parkway schließlich eingestellt.

Eine Parkway Story

Obwohl der Parkway Rotary mit nur 44 produzierten Exemplaren äußerst selten ist, gelang es Familie Frey aus Augsburg, eine Ausführung des Busses mit Kreiskolbenmotor für das Mazda Classic – Automobil Museum Frey zu erwerben. Die Geschichte dazu ist jedoch recht abenteuerlich: „Der Freund eines Freundes kannte jemanden in Japan, der ein Exemplar zu verkaufen hatte“, erinnert sich Joachim Frey. „Also setzten wir uns kurzerhand mit dem Händler in Verbindung und kauften den Bus ungesehen. Wir hatten keine Ahnung, welche Überraschungen uns wohl erwarten würden. Der Bus wurde zum Hafen von Rotterdam verschifft, wo wir das seltene Fahrzeug schließlich in Empfang nahmen. Natürlich waren verschiedene Arbeiten am Bus erforderlich, trotzdem ließ er sich auf Anhieb starten und konnte auf eigener Achse nach Augsburg gefahren werden.“

Seitdem ist der Parkway voll funktionstüchtig und beeindruckt die Museumsbesucher. „Der Parkway Rotary wurde zuvor als Schulbus genutzt und gehört zu den Highlights unserer Sammlung. Er vermittelt ein ganz eigenes Fahrgefühl. Da ist der turbinenartige Lauf des Kreiskolbenmotors und obwohl das Fahrzeug ein Bus ist, verhält es sich wie ein Pkw. Er ist sehr leicht und komfortabel zu fahren“, erzählt Joachim Frey.

Bis heute pflegt die Familie ein freundschaftliches Verhältnis zum Verkäufer des Parkway Rotary, wie Joachim Frey lächelnd erklärt: „Wir haben ihm den Spitznamen ‚Bus-Man‘ gegeben und er stellt sich mittlerweile mit diesem Namen vor, wenn wir telefonieren.“