24.05.2023

100 Jahre Le Mans und Mazdas historischer Sieg 1991

2023 erleben die 24h Le Mans den 100. Geburtstag. In der Region um die westfranzösische Stadt Le Mans fand bereits im Jahre 1906 der erste Grand Prix in der Geschichte des Automobilsports statt. Die erste Ausgabe des legendären 24h-Rennens startete schließlich am 26. Mai 1923: 33 Fahrzeuge begaben sich auf die Strecke, die damals ausschließlich aus unbefestigten, öffentlichen Straßen bestand. Erst zwei Jahre später sollte der Kurs voll asphaltiert sein.

Die 24h von Le Mans schreiben seit einem Jahrhundert spektakuläre und tragische Geschichte – für Mazda war Sonntag, der 23. Juni 1991, das Datum eines historischen Triumphs: Der Mazda 787B mit der auffälligen orange-grünen Lackierung und dem charakteristischen Sound seines 4-Rotor-Wankelmotors kam als Erstes ins Ziel.

Um vier Uhr nachmittags raste Johnny Herbert die Mulsanne-Gerade hinunter, als er über den Boxenfunk kontaktiert wurde. Es war geschafft: Mit seinem Team von Mazdaspeed – der Motorsportabteilung von Mazda – hatte er die brutalen 24 Stunden von Le Mans gewonnen, das berühmteste Rennen im Langstrecken-Motorsport. Ein historischer und enorm bedeutsamer Sieg, denn zuvor hatten weder ein Rennwagen mit Kreiskolbenmotor noch ein japanischer Hersteller jemals in Le Mans triumphiert.

Auf den Erfolg des 787B in Le Mans 1991 hatte sich Mazda zehn Jahre lang vorbereitet. 1967 war Mazdaspeed als unabhängiges Motorsport-Team von Mazda Auto Tokyo gegründet worden, einem der größten Mazda Händler Tokios. Vom unermüdlichen Takayoshi Ohashi vorangetrieben, trat das Team 1974 erstmals in Le Mans an und kehrte in den folgenden 18 Jahren 13 Mal auf die Rennstrecke zurück. 1983 übernahm die Mazda Motor Corporation das Team, und Ende der 1980er Jahre war Takaharu Kobayakawa, Programm-Manager des Mazda RX-7, verantwortlich für die Motorsportaktivitäten von Mazda. Zusammen mit Ohashi leitete er die Le-Mans-Initiative.

Da der Kreiskolbenmotor in der folgenden Saison aufgrund des neuen Reglements nicht mehr erlaubt sein würde, hieß es für den 787B: Jetzt oder nie! Ohashi hatte im Vorfeld bereits einen kleinen, aber wichtigen Sieg errungen. Von der damaligen Motorsportorganisation FISA erhielt er die Genehmigung, den 787B in der Standardkonfiguration fahren lassen zu dürfen, während die Konkurrenz als Teil einer neuen Regelung mit Zusatzgewicht starten musste. Und mit den drei erfahrenen Formel-1-Piloten Johnny Herbert, Volker Weidler und Bertrand Gachot im Auto mit der Startnummer 55 bestand tatsächlich Hoffnung, dass ein Gesamtsieg möglich sei.

Das Rennen verlief überwiegend unspektakulär. Nach einem starken Start kämpfte sich Weidler durch das Feld, und das Auto arbeitete sich fehlerlos durch die Nacht. Drei Stunden vor Rennende lag Nummer 55 auf Platz zwei, als plötzlich der in Front liegende Mercedes-Benz wegen eines technischen Problems aufgeben musste. Der Weg für Mazda war frei – und Nummer 55 blieb vorn und sicherte den ersten Gesamtstieg in Le Mans für einen japanischen Hersteller. Die beiden anderen Autos des Teams – der zweite 787B mit der Nummer 18 und ein 787 mit der 56 – machten mit Platz sechs und acht den historischen Erfolg für Mazda perfekt.